In Taupo erholten wir uns im Coffee Club mit Kaffee und Kuchen von der Reise von Matamata und suchten anschließend nach einer Unterkunft. Wir wollten nicht wieder direkt meine Gasteltern einschränken und sahen uns so erstmal in der näheren Umgebung um.
Was sich dann auch als kleines Abenteuer erwies… erster Versuch war die Silver Fern Lodge. Alles schön und gut, angekommen, Zimmer bekommen. Nur um zu realisieren, dass es sich dabei um einen ziemlich Beton-Bau handelt und unser Zimmer noch nicht einmal gelüftet werden konnte. Somit also direkt weiter zum Chevron Motel.
Dort waren wir angenehm überrascht, denn wir hatten unser eigenes kleines Apartment, schön ausgestattet und geräumig. Die Fotos wie immer am Morgen.
Da wir bisher wenig Erfolg mit dem Autoverkauf hatten, haben wir noch ein paar Schilder ins Autofenster geklebt und sind, um den Abend abzuschließen, zu Breakers gegangen; einem kleinen Restaurant im Surfer-Style, in dem Felix und ich auch regelmäßig zum Billard spielen waren.
Ein letzter Stopp bei Countdown, um noch für die letzten Tage die Vorräte aufzufüllen und ein weiterer Tag ging zu Ende.
06. Januar 2013 / Tag 29
Den Morgen verbrachten wir recht ruhig mit Buchführung und einem kleinen Rundgang in der Stadt. Der Nachmittag war der interessantere Part des Tages.
Denn eine Perle in Taupo hatten wir uns für diesen Tag aufbewahrt: die Wairakei Terraces.
Wairakei Terraces… vor diesem Teil habe ich mich ja schon ein wenig gefürchtet, denn dieser Vorführung hier verbal gerecht zu werden erscheint mir schwierig. Holen wir diesen Versuche aber nun nach. Anfangen sollte unsere Führung um 18 Uhr und pünktlich zu dieser Zeit war unsere ganze Tour-Gruppe vor dem Hauptgebäude des Veranstalters versammelt. Mit lautem Gebrüll, gespannten Muskeln und geschwungenen aufgemalten Tattoos kamen durch ein Seitentor zwei Darsteller mit gezückten Waffen auf uns zu und begrüßten uns. Mit dieser Einladung betraten wir das Gelände und wurden zu einer Hütte mit Verzierungen im Stile der Maori geführt.
Dort angekommen gab es noch einmal ein Willkommen von der ganzen Gruppe mit Gesang und Erklärung vieler der einzelnen Elemente der Tänze, die uns gezeigt wurden. Beispielsweise haben die Bewegungen der Maori meistens eine Verbindung zur Natur um sie herum. So kann eine als wiri bezeichnete flatternde Handbewegung die Briese in den Blättern der Bäume sein; genauso gut aber auch Wasser.
Diese Erklärungen kamen von unserem Tour-Guide für den Tag, der uns gleich weiter zu den Legenden der Maori nahm. Diese Geschichten wurden in Schnitzereien festgehalten, von denen viele im Park gezeigt waren und die sich vom Aussehen wohl am ehesten mit einem Totem vergleichen lassen.
So viele Legenden, wie die Maori haben, lassen sich hier sicherlich nicht aufzählen. Wen es interessiert, der kann sich ja gerne einmal im Internet umsehen oder sich die Hintergründe zu den einzelnen Schnitzereien im Arts Unique-Garten durchlesen.
Der Name Wairakei Terraces kommt von den terrassenartigen Strukturen der heißen Quellen hier;
früher einmal gab es hier natürliche Geysiere und heiße Quellen, die aber wohl durch das Erschließen der geothermalen Energie verloren gingen. In den Wairakei Terraces wurden diese bemerkenswerten Naturschauspiele anhand von Beschreibungen vom Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts so gut es geht rekonstruiert und sind heute wieder für Touristen zugänglich.
Verteilt im Gelände fanden sich auch allerlei kleinere Schnitzereien mit ihrer jeweils ganz eigenen Hintergrundgeschichte. Diese beschreiben oft die Ahnen der Maori oder ihre Ankunft in Neuseeland.
Hier ein kurzer Blick auf unser Hangi in der Vorbereitung. Ein Hangi ist ein tradionelles Essen der Maori, das im Boden durch heiße Steine langsam gegart wird. In unserem speziellen Fall wurden direkt die heißen Strömungen genutzt, um darauf Fleisch und Gemüse langsam zu kochen.
Im hinteren Teil des Parks hatte man ein kleines Maori-Dorf nachgebaut und wir konnten uns nun einige der Gebäude ansehen, während uns die Funktionsweise und die Hintergründe der Schnitzereien erklärt wurden. Im Detail kriege ich diese leider nicht mehr zusammen, aber ein Beispiel kann ich euch doch geben:
Um Nahrungsmittel zu lagern hatte man kleine Hütten auf Stelzen gestellt und lediglich eine Öffnung im Boden gelassen. Durch sie konnten die Mitglieder des Stammes natürlich weiterhin nach Bedarf an das Essen, aber es hinderte die Tierwelt daran, sich an den Vorräten gütlich zu tun.
Als unterhaltsame Einlage wurde uns nun ein Spiel der Maori demonstriert; ein Test von Schnelligkeit und Geschick. Wer von den beiden letzten Endes gewann, konnte ich nicht einmal sagen, denn für mich waren die Bewegungen nur noch verschwommen und auf die schnelle hatte ich nicht den Überblick über die Regeln behalten können. Ich frage mich ja, wie die beiden selbst überhaupt den Bewegungen folgen konnten…
Mit diesem letzten Beitrag im Außenbereich wurden wir zurück zum Hauptgebäude geführt, wo uns dann unser fertig zubereitetes Hangi präsentiert wurde. Davon haben wir leider keine Fotos gemacht, aber auf der Seite der Wairakei Terraces lassen sich ein paar schöne Bilder finden.
Nachdem wir fertig gegessen hatten, ging die Vorführung direkt weiter. Dabei wechselten sich kriegerische und aggressive Tänze mit den sanfteren, eher von Frauen dominierten Vorstellungen ab. So bekamen wir auch eine Vorführung der Poi.
Das Spiel mit den Poi ist in seiner Tradition schon gut über 1000 Jahre alt und besteht aus dem kreisförmingen Schwingen von zwei Bällen, die je an einer Schnur befestigt sind (schön bei der Dame rechts auf den Bildern am Kleid befestigt zu sehen). Dieser Tanz soll den Charme und die Eleganz der Frauen betonen. Eine schöne Vorstellung findet sich auch auf der Tourismus-Seite Neuseelands mit Video.
Ganz ohne Eigenbeteiligung kamen wir aber nicht davon. Ich habe ja schon mehrfach vom Haka gesprochen und möchte hier auch einmal kurz den bekanntesten verlinken: den der All Blacks, Neuseelands Rugby-Team. Schaut ihn euch wirklich mal an, es lohnt sich!
Aber zu uns; wir mussten also bei einem solchen Haka mitmachen.
Ja, es gibt definitiv schlimmere Fotos davon als dieses, denn immerhin gehört das Aufreißen des Mundes und das Verdrehen der Augen mit zum Haka. Aber ich möchte die anderen in den Fotos gezeigten Herren hier nicht bloßstellen, was natürlich nichts mit dem eigenen Wohl zu tun hat.
Ich weiche aber ab. Haka selbst bedeutet eigentlich nichts anderes als Tanz, wird aber im Volksmund oft für den Haka taparahi verwendet, den zeremoniellen Tanz. Genauer wäre es der Ka Mate, der als bekanntester seiner Art von den All Blacks aufgeführt wird. Bei ihm zeigt der Stamm seine Stärke und seinen Stolz durch Stampfen und energische Bewegungen mit den Armen. Man kann sich also vorstellen, dass ein solcher Versuch bei Ungeübten amüsant wirkt.
Mit dieser letzten Einlage auf Kosten der Männer der Gruppe war unser Abend vorbei und ich kann nur jedem, der Neuseeland besucht, empfehlen, einmal die Wairakei Terraces zu besuchen; es war eine tolle Erfahrung und die Fotos können nur einen Bruchteil davon widerspiegeln, wieviel man mitnehmen konnte.
Abschließend zu diesem Abschnitt noch vielen Dank an Wairakei Terraces, für die Erlaubnis, die Bilder dieses Abends zu benutzten. Ich danke für den wundervollen Nachmittag und freue mich auf ein Wiedersehen beim nächsten Besuch in Taupo!
At this point I’d like to thank Wairakei Terraces for giving me permission to use the photos taken on that day. I have to thank you for a wonderful afternoon and I’m looking forward to my next visit at the terraces!
Abgeschlossen wurde dieser Tag obendrein auch noch absolut umwerfend, mit einem der wunderbaren Sonnenuntergänge, die Taupo öfter zu bieten hat. Wir waren genau zur richtigen Zeit wieder Zuhause angekommen:
07. Januar 2013 / Tag 30
Die nächsten Tage vergingen für mich in zunehmend bedrückter Stimmung. Der Abschied war immer so präsent, denn jetzt wieder in Taupo zu sein, hieß auch, den letzten Zwischenstopp vor der Rückreise erreicht zu haben.
Für diesen der letzten Tage wollte ich mit meinen Eltern ein paar der schönen Aussichtspunkte in Taupo abklappern. Wir begannen mit dem südlichsten Parkplatz Taupos, von dem aus man eine wunderbare Sicht auf den See und die Berge hat. Öfter sieht man hier auch Reifenspuren auf dem Boden, denn nachts kommen Jugendliche vorbei, um sich mit ihren Autos zu testen. Aber besser hier etwas abgeschieden und außerhalb des normalen Verkehrs als mittendrin.
Der Flughafen liegt von dort aus mehr oder weniger einmal über die Straße. Vor dem Abflug wollten wir dort nochmal vorbeischauen und die Mitnahme meines Fahrrads klären; denn laut AirNewZealand kriegt man an ihren Flughäfen auch Fahrradboxen, was sich aber leider als eine Fehlinformation erweisen sollte. Parallel ging es auch darum, dass ich etwas mehr Gepäck als eigentlich normal mitnehmen würde und wir wollten wissen, ob das alles in das Flugzeug passen würde. Angeblich geht es wohl nach dem Motto „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“, von daher entschieden wir uns zum Abflug etwas früher zukommen.
So ging es vom Parkplatz an ein paar Campern vorbei und zum Flughafen. Diesen Ort jetzt schon wiederzusehen fühlte sich komisch an.
Weiter ging es ganz in den Norden Taupos und darüber hinaus, zur Whakaipo Bay. Dort war ich gerne zum Kayak fahren, zum Mountainbiken oder auch einfach nur zum Entspannen mit Freunden.
Wegen der langen Straßen in Neuseeland lassen sich oft dutzende Briefkästen am Eingang zu Seitenstraßen finden. So lässt sich dem Postboten schon ein wesentlich längerer Weg ersparen.
Dort gibt es sogar unterschiedliche Porto-Kosten für urban und rural areas. Soll heißen, wer auf dem Land wohnt zahlt mit etwas Pech mehr Geld für seine Pakete.
Meine Mutter wollte sich eigentlich noch das Café L’Arté ansehen, aber das war leider für die nächsten Tage geschlossen. Diese Möglichkeit hatten wir also nicht mehr.
Viel mehr passierte über den Tag auch eigentlich nicht, wir klapperten nur noch ein paar Autohändler ab und ich besorgte aus einem Fahrradladen in der Stadt eine Fahrradbox.
08. Januar 2013 / Tag 31
Nach einem guten Frühstück setzte ich meine Eltern in der Stadt ab und machte noch meine eigene Tour durch Taupo. Abschied nehmen, könnte man es schon fast nennen. Hier also unsere letzten Bilder von der Innenstadt:
Meine persönliche Tour lasse ich hier außen vor, aber nachdem ich mit dieser fertig war platzierte ich mich an der Lake Terrace auf der Wiese, auf der öfter Autos angepriesen werden. Dort hat es sich so eingebürgert, dass man einfach sein Auto mit Schildern in der Scheibe abstellt und Vorbeifahrende sich diese ansehen konnten.
Ich blieb beim Auto und las ein wenig, denn ich wollte mich nur für ein paar Stunden platzieren. Und dann passierte, was ich Felix bereits am ersten Tag, an dem ich mein Auto hatte, prophezeit hatte: ich dudelte die Auto-Batterie leer. Klimaanlage und Radio laufen zu lassen, war vielleicht nicht die geschickteste Idee, aber ich hatte keinerlei Vorstellung davon, wie lange die Batterie so etwas aushält. Merke; das geht in Kombination nicht lange gut.
Anstelle des ADAC gibt es in Neuseeland die AA, die Automobile Association. Dort rief ich also an und bat um Hilfe, denn ich hatte keine Starterkabel dabei. Der Witz dabei? Das war 600m von Zuhause entfernt passiert. Und dann bleibe ich liegen.
Nachdem ich meinen Gasteltern Bescheid gegeben hatte, dass wir dementsprechend etwas zu spät zum Abendessen kommen würde, meinte Garth – mein Gastvater – , dass er ja auch ein paar jumper leads hätte. So konnte ich die AA nochmal anrufen und Bescheid geben, dass Hilfe nun doch nicht mehr vonnöten wäre. Ende gut alles gut, mit etwas Hilfe konnte ich also dann doch eben meine Eltern abholen und es ging zum gemeinsamen Abendessen mit meinen Gasteltern und Gast-Großeltern.
09. Januar 2013 / Tag 32
Packtag. Anders lässt es sich garnicht beschreiben. Dafür brauchten wir aber auch wirklich den ganzen Tag, denn über anderthalb Jahre sammelt sich einiges an, erst recht, wenn man in dieser Zeit ein richtiges Leben aufbaut. Nur mal um das zu verdeutlichen; darunter waren auch sperrige und schwere Dinge wie:
- ein 20 Meter langes Aerial Silk
- ein Mountainbike
- eine vollständige Skiausrüstung
Letzten Endes sah das dann etwa so aus:
Das Auto musste natürlich auch noch ausgeräumt werden, denn da hatte sich über die Zeit das ein oder andere angesammelt.
Die Ski hätten natürlich etwas während des Transports abkriegen können, also haben wir diese nochmal extra eingepackt und dasselbe Prozedere nochmal mit dem Schwert wiederholt. Letzteres weniger wegen der Zerbrechlichkeit, als vielmehr wegen dem Schaden, den es an anderen Dingen anrichten könnte.
Und natürlich machen es einem die Fluglinien nicht einfach; das Gewicht muss ja jedes mal überprüft werden. 23kg pro normaler Koffer (drei davon waren für uns in den Tickets mit inbegriffen), drei Stücke Handgepäck (je 8kg, wenn ich micht recht entsinne) und der Rest würde extra bezahlt werden müssen.
Das Fahrrad passte natürlich nicht in einen Koffer, dafür hatten wir ja die Fahrradbox. Garth war so nett, das gute Stück schonmal zu zerlegen, denn er kennt sich mit Fahrrädern weitaus besser aus, als wir das taten. Mit hinein kam noch das Aerial Silk und alles, was die 23kg nicht überschritt. Die Skier galten in ihrer Tasche auch einzeln und diese haben wir mit allem ausgepolstert, was sich finden ließ.
Somit schonmal drei Gepäckstücke a 23kg, drei Taschen a 8kg, eine Fahrradbox 23kg, eine Skitasche (wohl so um die 10kg) und es reichte immernoch nicht. Glücklicherweise hatten meine Eltern noch einen Koffer in ihrem eigenen Koffer mit hergebracht, sodass wir diesen noch füllen konnten. Mit stolzen 32kg diesmal, die Grenze für übergewichtige Gepäckstücke.
Am Ende des Tages hatten wir also über stolze 150kg an Gepäck dabei und natürlich unsere Kleidung möglichst auch noch vollgestopft. Den ganzen Tag gepackt, aber dafür musste ich fast nichts zurücklassen!
Wieder gab es ein schönes Essen mit der ganzen Familie und dann war es auch schon fast soweit…
10. Januar 2013 / Tag 33
Dieser Tag fühlt sich nun, da ich ihn beschreibe, schwammig für mich an. Morgens brachte ich meine Eltern zu Craters of the moon, den Schwefelfeldern, die ich mir in meinen ersten Tagen in Neuseeland noch in meiner ersten Gastfamilie angesehen hatte. Währenddessen trieb ich mich noch in der Umgebung herum und besuchte einige der Stellen, die mir wichtig waren.
Unser Abflug-Tag war geformt durch letzte Angelegenheiten, die es noch zu regeln galt.
Wir fuhren daher gemeinsam in die Stadt und überließen die Schlüssel zu meinem treuen Fahrzeug einem Autohändler. Garth sammelte uns anschließend auf und wir brachten gemeinsam unser Gepäck zum Flughafen.
Der Abschied… lässt sich nur schwer beschreiben. Dort zu sitzen und auf die Maschine zu warten, die einen mitnimmt ist ein scheiß Gefühl und ich möchte nicht zu genau an diesen Nachmittag zurückdenken. Ein paar Freunde besuchten uns auch noch am Flughafen und warteten, bis das Flugzeug mit uns an Bord abhob.
Meine Mutter freute sich schon über den schönen Sonnenaufgang in Hong Kong, nur um realisieren zu müssen, dass die rötliche Färbung der Sonne durch die unglaublich verschmutzte Luft kam. Das trübte doch die Freude am Anblick sehr.
An diesem Punkt fühlte ich mich emotional fast taub. Alles war unwirklich für mich.
Ich würde euch gerne sagen, worüber wir von Hong Kong aus genau flogen; aber ich weiß es nicht und momentan vermeide ich es, über diesen Teil unserer Reise zu genau nachzudenken. Daher belasse ich es bei diesen paar Aufnahmen von unserem Abflug.
Ich hatte mir schon wirklich Panik wegen des Zolls gemacht, denn mit dem ganzen Zeug, das ich dabei hatte, wollte ich mich nach einem 40 Stunden Flug nicht auch noch herumärgern müssen. Gerade auch, weil ich ein Schwert in meinem Gepäck hatte. Gut, es war nicht geschärft und galt damit nicht als Waffe, aber man muss es nicht provozieren.
Als wir dann letztlich ankamen, haben wir noch nichtmal etwas vom Zoll bemerkt. Wir holten unser Gepäck ab und konnten einfach aus der Tür spazieren, ohne aufgehalten zu werden. Damit war ich schon etwas erleichtert, wurde dann aber erstmal mit grässlichem kalten Winterwetter begrüßt. It’s nice to be home…