Neuseeland und Theater – kein gutes Paar

Der monatliche Rhythmus scheint sich momentan wirklich einzubürgern, ich hoffe, ich kann das ganze in Zukunft aber doch etwas verkürzen.
Um an das Ende des letzten Artikels anzuknüpfen: ich habe hier unten endlich ein Auto gefunden! Es hat sich letztlich doch recht gezogen, aber letzte Woche Mittwoch bin ich dann mit Troy losgezogen, um meinen eigenen fahrbaren Untersatz abzuholen. Einige Wochen versuchten wir einen schnuckeligen kleinen Toyota oder Nissan als Kombi zu finden, bis Troy Montag letzter Woche den Vorschlag machte, nach einem Subaru Lancaster zu suchen. Bisher hatten wir nie Autos im direkten Umkreis von Taupo gefunden und nach dem Wechsel der Automarke hatten wir bereits unmittelbar ein Ergebnis: ein Lancaster direkt um die Ecke! Am nächsten Abend hin, angesehen, die Besitzer gebeten noch einen WOF draufzuhauen (quasi der neuseeländische TÜV) und am Mittwoch das Auto abgeholt.
Acht Monate nicht gefahren, vorher auch relativ wenig Fahrpraxis und dann direkt mal das Auto nach Hause bringen? Herzrasen gab es dabei schon, aber in Neuseeland Auto zu fahren ist soviel einfacher als auf deutschen Straßen! Die Straßen sind länger, gerader, breiter, übersichtlicher und wesentlich schilderärmer. Es macht wirklich Spaß hier zu fahren, auch wenn es mit der Erfahrung noch nicht so gut aussieht. Inzwischen kann ich dann auch recht entspannt fahren, nachdem Felix und ich am Wochenende erst mal einen Mini-Roadtrip über den nördlichen Bereich der Nordinsel machten. Hieße dementsprechend Taupo, Rotorua, Te Puke, Tauranga, etwas an der Küste entlang, Te Puke, Rotorua, Taupo. Viel angesehen haben wir zugegebenermaßen nicht, es war wohl mehr das Fahren selbst.
In Taupo angekommen ging es direkt zu einer Übernachtung bei Jay, den ganzen Abend im Indoor-Pool gehangen und Billard gespielt und am nächsten Mittag noch ganz entspannt das Wochenende genossen.

An dieser Stelle gehe ich zum Titel dieses Artikels über: Neuseeland und Theater. Kiwis haben generell nicht gerade den höchsten Anspruch in den Punkten Organisation, Pünktlichkeit und Struktur. Erschwerend hinzu kam dann noch die Kombination mit der Produktion, dem generellen Gebiet Theater, wo nochmal alles nicht ganz so genau geplant wird. Nach einigem hin und her in meiner Rolle als specialist dancer und einigen verpassten Treffen wegen schlechtem Informationsfluss, bin ich doch aus dieser Rolle ausgestiegen. Den Walzer-Abschnitt im Stück organisiere ich jedoch weiterhin und so habe ich mich in den letzten Wochen mehrfach mit den Tänzern der Produktion getroffen und bestmöglich Walzer beizubringen – die Resultate werden sich dann am Wochenende zeigen! Ich werde hier auf jeden Fall nochmal diesbezüglich Rückmeldung geben.

Wenn wir schon beim Walzer sind, leite ich weiter zu meinem ballroom dancing program an der Schule. Inzwischen haben sich zwei Tage in der Woche herauskristallisiert, Montag nach der Schule und Donnerstag in der Mittagspause. Die ersten Treffen mit den regulären Gruppen waren letzte Woche – Zusammenfassung, 70 Leute angemeldet, knappe 30 erschienen. Das unterstreicht wohl noch einmal meinen Punkt der geringeren Ansprüche in Bezug auf einige Werte. Ich bin mir sicher, die absolute kurzfristige Verschiebung des Raumes am Montag hat dazu beigetragen und dieses Ereignis lässt sich wieder auf mangelnde Organisation und Zuverlässigkeit zurückführen. Mir scheint, ich lerne langsam die negativen Seiten der neuseeländischen Entspanntheit kennen.

Genug rumgestänkert, ich springe zeitlich ein wenig zurück zu dem „Wettbewerb“, von dem ich in meinem letzten Artikel sprach. Es stellte sich letzten Endes als eine Kulturveranstaltung im Great Lake Centre heraus, bei der Lirene – einem Mädchen, das dieses Jahr neu an die Schule kam – und ich eine kleine Gesellschaftstanz Choreographie aufführen sollten. Zeit dafür? Eine Woche! Felix hat das ganze gefilmt und dementsprechend werde ich bei nächster Gelegenheit einfach das Video unseres kurzen Auftrittes hochladen, aber ich denke für eine Woche haben wir uns gut geschlagen.

Zurück zu den ganzen Rollen an der Schule, muss ich jetzt hinzufügen, dass ich neben Marie – einer Klassenkameradin – zum Klassenrepräsentanten gewählt wurde. Meine Funktion ist hiermit die Repräsentanz meiner Klasse in der Versammlung des Jahr 13 und das Weitertragen von etwaigen Anträgen und Anliegen. Ein erstes Treffen hatten wir auch schon um Sekretär, Vorsitz und Repräsentanten des Jahres 13 in der Schulversammlung zu wählen. Meinen Namen habe ich an dieser Stelle hinter die Rolle des Sekretärs setzen lassen.
In der letzten Zeit hatte ich auch das erste Treffen mit meiner Mentorin. An neuseeländischen Schulen kann jeder Schüler im Jahr 13 einen der Lehrer, die sich für das Programm melden, als Mentor wählen. Die genaue Rolle, die dieser Lehrer für den Schüler einnimmt, wird von jedem selbst gewählt. Während der eine eine Person braucht, die ihm manchmal auf die Finger klopft, wenn er nicht genug arbeitet, kann der Mentor für einen anderen Schüler eher schon Seelensorger und Zuhörer sein. Es gibt natürlich noch weitere Möglichkeiten aber in meinem Fall habe ich mich für den ersten Punkt entschieden. Parallel hat mich meine Mentorin auch direkt eingeladen, mit ihnen in den Urlaub zu fahren. Sehen wir, was daraus wird!
Auch in den Urlaub eingeladen wurde ich von meinem Tutorlehrer (zur Auffrischung: Tutorkurse finden jeden morgen vor dem Unterricht statt und dienen der Organisation der einzelnen Klassen) eingeladen, mit ihm dieses Jahr auf die Südinsel zu fliegen. Auch hier muss ich erst mal abwarten, da wir noch keine konkreten Pläne haben. Zusammen gehen wir aber jetzt schon jeden Freitag Mountainbiken in Taupo und Umgebung.
In Drama gibt es jetzt erste konkrete Anläufe für das Solo-Stück, das wir alle nächsten Term aufführen müssen. Was mir vorher nicht gesagt wurde: ich soll wohl allen Ernstes versuchen, mein Stück mit Kiwiakzent zu sprechen… einer meiner Mitschüler wurde daher extra zu meinem „Akzent-Manager“ ernannt. Ich halte das Unterfangen für recht hoffnungslos, ich werde ja noch nicht mal meinen deutschen Akzent los. Aber okay, ich lasse es auf mich zukommen.
Nebenbei habe ich noch Mittwoch nach der Schule mit Badminton angefangen. Was ich hier hervorheben möchte: wir haben eine Rangliste. Jeder unserer Spieler wird in diese Liste eingetragen und durch Herausforderungen untereinander wurde die anfängliche Reihenfolge bestimmt. Da ich erst später eingestiegen bin, muss ich natürlich unten anfangen. Das Hocharbeiten läuft hier recht linear: man kann immer von der Person eins unter dir herausgefordert werden und die Position des Spielers über dir anfechten. Wir hatten erst eine Stunde, drei Slots habe ich mich nach oben gearbeitet und nächste Woche hoffentlich noch weiter!

Unerwähnt möchte ich hier natürlich auch nicht die Hilfe von Sophie lassen. Sie ist eine österreichische Austauschschülerin bei uns an der Schule und hilft mir mit meinem ballroom dancing. Danke auf jeden Fall dafür!

Ich hoffe, ich habe nichts wichtiges in den letzten Wochen ausgelassen. Sollte dem so sein, werde ich hoffentlich in einigen Tagen ergänzen können. Liebe Grüße und ein schönes Wochenende!

3 Gedanken zu „Neuseeland und Theater – kein gutes Paar

  1. Danke für die monatliche Dosis Kiwi!
    Das scheint ja eine sehr Schüler-Lehrer-Verhältnis orientierte Schule zu sein! Stell dir mal vor, unser ehemaliger Mathelehrer hätte uns in den Urlaub eingeladen….
    Viel Spaß und Erfolg weiterhin! Liebe Grüße!

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