Lang lang ist’s her…

So, da melde ich mich endlich wieder, nach immerhin annähernd zwei Wochen. Warum das so lange gedauert hat? An Ereignislosigkeit liegt es sicherlich nicht, aber das Internet hier ist 99,99999997% langsamer als mein gewohntes Internet in Deutschland. Wer das hinterfragt: ja, ich hab es extra ausgerechnet. Wann der neue Abrechnungsmonat anfängt, kann ich nur raten, aber meinem Geisteszustand wäre es zuträglich, wenn dieser nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen würde.

Aber gut, von hier aus zum wohl interessanteren Teil! Neuigkeiten. Stehen geblieben bin ich ja quasi bei letztem Montag und ich muss sagen, dass auch der Rest dieser Woche relativ geruhsam ablief. Langsam kommt hier etwas rein, dass man Routine nennen könnte und es beruhigt sich alles etwas. Zu der Gruppe von Rachel, Josh, Awhi und Taylor habe ich jetzt stärkeren Kontakt und in unseren gemeinsamen Fächern gab es ein paar interessante Gespräche. In einem Blogeintrag natürlich eher uninteressant, aber es lief darauf hinaus, dass wir uns am Wochenende zusammen mit Felix in den heißen Quellen treffen wollten (nicht die genannten aus dem Spa Park, sondern das kleine Bad direkt neben dem örtlichen Hilton-Hotel…). Fiel dann allerdings aufgrund schlechter Kommunikation auch ins Wasser und so hatte ich ein vollkommen freies – und etwas zu langes – Wochenende. Zu lang hätte ich meine Freizeit in Deutschland wohl nie genannt, aber vier Tage, ohne wirklich etwas zu tun zu haben, sind doch relativ eintönig. Doch glücklicherweise konnte ich meine Zeit am Samstag relativ sinnvoll nutzen, indem ich die Mountainbikestrecke im Spa Park ausgekundschaftet habe.
Eine Kamera habe ich dabei nicht mitgenommen, da ich dachte, dass es dort nichts wirklich neues geben würde. Weit gefehlt! Unterwegs hätte ich mich ohrfeigen können und ich werde auf jeden Fall noch Fotos nachreichen! Der Beginn der Strecke war noch relativ human – lediglich eine Kurve, aus der ich beinahe herausgeflogen wäre, da ich die Steile des Hangs unterschätzt hatte (wenigstens war ich danach aufmerksamer). Von dort aus direkt über eine schöne kleine Holzbrücke mitten in den Wald. Und hier wird es schriftlich schwierig, denn ich kann die Kulisse nicht einfach auf Worte reduzieren. Es fühlt sich an, als würde man von einem mitteleuropäischen Wald direkt in die Mitte des Urwaldes fahren – auf beiden Seiten des Weges Farne und große Erdklippen mit anderen exotischen Gewächsen. Ohne Bilder kann ich dieses Gefühl schlecht wiedergeben, mit Glück komme ich aber bald dazu, noch ein paar Fotos zu machen. Man fährt quasi durch ein kleines Tal, das von Klippen begrenzt ist. Von dort es geht es – direkt am Rande der Klippen – auf kaum mehr als einem Felsgrat bis zur Spitze hinauf, sodass man quasi auf einem Plateau oberhalb des Wanderwegs zu den Huka Falls fährt. Zu beiden Seiten ist der Weg von Bäumen gesäumt und es geht von der Schwierigkeit des Geländes eigentlich relativ human zu. Geht man auf diesem Weg weiter, geht es von einem Tal ins nächste und teilweise ist die Steile des Geländes so extrem, dass ich mit beiden Bremsen angezogen (Hydraulisch!) beschleunige! Zwischendurch gibt es immer Abzweigungen zu den Downhill-Strecken. Diese habe ich noch nicht ausprobiert, aber wenn ich das mit der – bereits hohen – Schwierigkeit der Mountainbikestrecke vergleiche, überlege ich mir das besser erst nochmal.
Ich fasse mich wohl besser etwas kürzer, das artet sonst aus. Die gesamte Strecke von über zwei Stunden (schneller!) Fahrt führt eigentlich durchgehend am Waikato River entlang und ist wirklich malerisch. Zwischendurch erinnert sie jedoch eher an eine schlechte Kopie eines Indiana Jones-Spielparks, denn extrem steile Kurven und die genannten Steigungen sind keine Seltenheit. Über eine eingestürzte Brücke musste ich auch mit Fahrrad auf dem Rücken klettern, das gesamte Gerüst hing dabei halb in einem kleinen Zufluss des Flusses. Bei weiterem Befahren der Strecke kommt man dann noch an Warnschildern vor giftigen Fledermäusen vorbei, bis man letzten Endes in einer ganz anderen Ortschaft vom hügeligen Gelände in eine städtische Bebauung kommt. Dort habe ich dann kehrt gemacht und bin die ganze Strecke wieder zurück – und habe dabei ohne es zu wissen ein paar Baumfällarbeiten gekreuzt (das Warnschild war auf der Seite, auf der ich das Gelände verließ) und bin mitten durch eine archery range (Bogenschützen Übungsfeld) gefahren (selbige schlechte Beschilderung wieder). Heil angekommen bin ich trotzdem und ich muss sagen, das war wirklich ein genialer Trip! Leider verlieren solche Ergebnisse fiel in schriftlicher Form und ich werde mich um einige Bilder bemühen.

Die aktuelle Woche verlief relativ entspannt und ist daher für einen Blogeintrag eher uninteressant. Ich möchte aber auf einige „Lichtblicke“ im Laufe der sieben Tage eingehen:
Am Donnerstag hatten wir eine faszinierende Geschichtsstunde, die letzten Endes in Richtung Sexualerziehung abdriftete. Genauer in eine Fragerunde, was das andere Geschlecht denn wirklich von den heutigen Schönheitsidealen hielte. Exakt solche Fragen waren in Deutschland eigentlich im Biounterricht erbeten, nur hat sich dort keiner getraut, sie zu stellen. Ich denke es hängt viel vom Lehrer ab, denn unser Geschichtslehrer ist einfach absolut genial! Auch einige interessante Fakten waren mir dabei neu, so beispielsweise das die Attraktivität von Lippenstift daher kommt, dass die Lippen beim Sex eine rötere Färbung annehmen und somit beim männlichen Geschlecht genau an den Sexualverkehr erinnern. Bewusst, muss ich sagen, war mir das bisher nicht…
Wie auch immer, es war auf jeden Fall eine sehr amüsante Stunde mit Fragen à la „müssen wir uns wirklich so abmagern“ und „was denkt ihr eigentlich von Tattoos?“. Die Ehrlichkeit dabei fand ich wirklich faszinierend und lehrreich war die Stunde allemal – mehr als so manche verschwendete Zeit in anderen Fächern.

Auch noch für erwähnenswert halte ich die drei Mathetests, die wir geschrieben haben. Hierbei handelte es sich nur um Unit Standards, also quasi kleinere Test. Die Benotung hierbei beschränkte sich auf ein achieved oder not achieved und so konnte ich pro Test je zwei Credits absahnen und meine Mathebilanz mittlerweile bei 16 von 20 Credits, die ich mit in die 13 nehmen kann. Schon mal ein Fach, indem ich mich entspannen kann! Das Wichtigste ist geschafft.

Weiterhin habe ich es hier in das schulische Skiteam geschafft! Und das beste: übernächste Woche nehme ich schon an den ersten Skirennen teil, den Schulmeisterschaften für die Nordinsel! Darauf freue ich mich schon riesig und es gibt auch einen Skihoody für die Mitglieder des Teams, also quasi einen großen Kapuzenpulli. Und das geile daran ist der Spitzname, der noch draufgedruckt wird: Auf meinem steht ganz dick EXXI.
Als kleinen Bonus verpasse ich auch noch drei Tage Schule, ohne mein Wochenende dafür hergeben zu müssen. Strike!

Und weiter geht die Sportshow, genauer zum Bouncen! Die meisten der Leser dürften wissen, worum es sich dabei handelt, aber für die bisher noch Uneingeweihten halte ich das nochmal fest. Bouncen kommt vom englischen Hüpfen und bezieht sich auf das springen mit Sprungstelzen (auch genannt Meilenstiefel).
Aber das wirklich geniale, ist die Sprunggrube! Eine riesige Grube am Ende einer Mattenbahn (die auch noch vollständig gefedert ist!) gefüllt mit Schaumstoffwürfeln. Es gibt nichts besseres, um Überschläge aller Art zu üben! Genau so etwas habe ich in Deutschland gesucht, aber nie gefunden. Hier suche ich nicht danach und prompt liegt so ein geiles Teil direkt neben meiner Haustür! Mit dem Fahrrad bin ich in keinen zehn Minuten da und hier in Taupo gibt es wirklich einen Bouncing Club! Am Dienstag war ich zum ersten Mal mit beim Training und konnte die Vereinsstiefel ein wenig testen. Federnde Schuhe auf federndem Grund und kaum Verletzungsgefahr in der Schaumstoffgrube. Mit ein wenig Fantasie kann man sich ausmalen, was das für ein Spaß bedeutet! Meine Eltern haben meine eigenen Stiefel in Deutschland abgeschickt und ich hoffe bald wieder auf meinen eigenen stehen zu können.
Das macht meine Woche doch schon mal etwas interessanter, denn dienstags geht es ab jetzt wöchentlich in die Halle!

Heute bin ich dann mit Taylor, Awhi, Josh und Rachel in den DeBretts gewesen, diesmal lief die Planung glatt und so sind wir gemeinsam schwimmen gegangen. An dieser Stelle ist der Ausdruck „schwimmen“ jedoch etwas unangebracht, denn das Wasser ist im Allgemeinen nicht tiefer als anderthalb Meter und das ganze Gelände ist mehr zum Entspannen gedacht. In die Becken fließt direkt das heiße Wasser aus den umgeleiteten Quellen. Viel erzählen kann man da eigentlich nicht, es lässt sich nur noch ergänzen, dass das Bad landschaftlich wirklich wunderbar gelegen ist. Direkt in einem kleinen Tal im Grünen.
Ich bin gerade erst von den Quellen nach Hause gekommen und schreibe euch im verbliebenen Tageslicht von der Terrasse aus. Die Tage müssen hier endlich länger werden!

Morgen geht es wohl nach Rotorua und Te Puke, zwei Städten in der Nähe von Taupo und zu einigen Sehenswürdigkeiten in diesem Gebiet. Ich werde dort einige Fotos machen und sie hoffentlich direkt uploaden können.

So, dann mal sehen, wie lange mein Internet braucht, um diesen Text upzuloaden. Ich hoffe einfach mal, dass der Text heute noch oben ist! Und damit noch ein schönes Wochenende, wünscht euch euer Kiwi.

2 Gedanken zu „Lang lang ist’s her…

  1. Hmmm, 0,99999997% langsamer als dein gewohntes Internet in Deutschland? Extra ausgerechnet?
    Der Unterschied ist wohl nicht wirklich spürbar, das würde ja 99,00000003% der heimischen Geschwindigkeit entsprechen.
    „not achieved“ :-)
    Michael

Kommentare sind geschlossen.