Examen im Gange

So Leute, vorneweg wieder ein riesiges Dankeschön an die fleißigen Leser; ein Monat läuft mein Zähler und ich hatte sicherlich nicht mit weit über 1000 Views gerechnet! Ich freue mich auf jeden Fall riesig über den bisherigen Erfolg hier!

Ihr merkt schon, ich habe relativ lange nichts mehr geschrieben. Zum Ende letzter Woche war es schlicht einfach deshalb, weil es nichts zu erzählen gab, aber in den letzten Tagen eher, weil ich gar nicht erst die Zeit dazu gefunden hätte. Daher wird es auch etwas schwierig zu entscheiden, wo ich anfangen soll.

Ich bleibe zum Beginn erst mal beim Titel und gehe daher näher auf die Examen ein. Grundsätzlich sind die Prüfungen in Neuseeland gänzlich anders als in Deutschland. Das Ganze ähnelt von der Veranstaltung wohl eher ein wenig den praktischen Abiturprüfungen.
Die Woche wird in zehn Perioden unterteilt, jeweils der Wochentag in morgens und nachmittags. Jeder Schüler erscheint dabei zu den Prüfungen, die seinen Fächern entsprechen. Wer ein gutes Gedächtnis hat, merkt schon, zehn Examen und nur sechs Fächer geht nicht auf. Dementsprechend gibt es hier halt einfach Stundenausfall; für Felix und mich natürlich nochmal in stärkere Maße, da wir nicht alle Prüfungen mitschreiben müssen. Zu unserem Glück hatten wir also vorgestern frei und gestern erst um zwölf Uhr unser erstes Examen: Mathematik
Was mich bei diesem Fach wirklich verwundert hat war, dass die Aufgaben, bei denen ich mir Sorgen gemacht hatte, kaum drankamen. Folglich konnte ich alle drei Themen – Integralrechnung, Graphen, Algebra – aus meiner Sicht zufriedenstellend ausfüllen und ich mache mir ehrliche Hoffnungen, hier wirklich ein Bestanden abräumen zu können. Wäre natürlich schön, ich bin auf jeden Fall gespannt auf die Ergebnisse.
Heute kam dann Outdoor Education als praktische Prüfung dran. Die Theoretische haben wir bereits letzte Woche im Unterricht gemacht, bei der Felix und ich kurzerhand die Materialien aus dem Unterricht benutzen durften – also letztlich in einer derart „laschen“ Manier, dass es in Deutschland wohl einen Aufschrei gegeben hätte. Aber um wieder auf heute zurückzukommen; in meiner Galerie findet ihr jetzt doch ein relativ groß ausgefallenes Update, bei dem auch einige Fotos von Felix und mir beim abseiling (kein Scherz, Abseilen ist im deutschen und Englischen das gleiche Wort) aus einigen Metern Höhe. Erzählen lässt sich hier eher wenig, eigentlich nur noch, dass das Examen in die vier Bereiche climbing, belaying, abseiling und Bouldern unterteilt wurde. Climbing ist hierbei das Englische Wort für Klettern, dementsprechend also nur die Kletterwände herabzukraxeln. Belaying ist das Absichern eines Kletterers, bei dem natürlich auch noch ein wenig auf die Technik geachtet werden muss. Das wunderbare Wort abseiling steht für das Herunterlassen von einer Plattform ohne dabei von einer anderen Person gesichert zu werden, also sich selbst sichernd eine Höhe nach unten überwinden. Bouldern ist dann die letzte Kategorie und aus meiner Sicht auch die angenehmste. Beim Bouldern sichert man sich nicht mit Seilen ab und klettert kaum über Bodenhöhe horizontal über die Kletterwände. Aus meiner Sicht ist diese Disziplin ein gutes Stück schwerer als die Vorherigen, da man hierbei auch um Ecken klettern muss und weniger Auswahl bei den Griffen hat.

Aber nun zu den Ereignissen der letzten Tage. Mein letzter Post war ja zu Beginn letzter Woche und ich muss sagen: Der Rest ebenjener verging wirklich im Fluge. Spezielle Ereignisse in dieser Form gab es gar nicht, der Tagesablauf beschränkte sich eigentlich auf die Schulzeit gefolgt von etwas Zeit Zuhause oder in der Stadt und von dort aus schon weiter ins Bett. Das Wochenende ließ sich dafür aber etwas interessanter gestalten.
An meiner Schule gibt es auch ein Skiteam und diesen Samstag wollten wir eine Skitour in die Berge machen – fiel jedoch leider wegen schlechten Wetters aus. Nach einem Gespräch mit einer der Verantwortlichen wurden mir jedoch realistische Hoffnung für eine Aufnahme in die Wettbewerbsgruppe gemacht; das wäre natürlich wirklich wunderbar in meiner Lage, ich bin aber erst mal gespannt darauf, zu sehen, wie hier allgemein das Können ist.

Aber um wieder auf das Wochenende zurückzukommen fange ich mal dabei an, dass Felix und ich am Sonntag eine Übernachtung geplant hatten. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mich in Richtung seines Hauses zu befördern – er wohnt entsprechend dem schönen Deutschen Satz dort wo der Pfeffer wächst – dauert es ein wenig, bis ich dann gegen Abend doch noch zu ihm kam und dort die erste Möglichkeit hatte, seine Gastfamilie kennenzulernen. Dieser Part fiel mit einem Abendessen Fish & Chips (Fastfood mit Fisch und Pommes) recht kurz aus. Den Rest des Tages verbrachten wir dann mit ein wenig Fehlersuche bei seinem Internetanschluss – leider erfolglos, dafür konnte ich aber der Mutter erklären, warum sich ihre Rechner gegenseitig aus dem Netz kicken. Dem folgte eine Runde Xbox auf dem Breitbildfernseher. Gerade letzteres Format von Bildröhren wirkt hier weit verbreitet: Fast jede Familie scheint mindestens einen großen Bildschirm zu haben und nicht selten sind sogar mehrere im Haus verteilt.
Der nächste Tag begann etwas verschlafen und so nahmen wir nicht den geplanten Schulbus – der, wie wir später feststellten, eh nicht fuhr – sondern verbrachten noch ein wenig Zeit mit Dösen. Damit haben wir wohl auch einen nicht geringen Teil des hier so euphorisch aufgefassten Schneefalls verpasst. In Neuseeland fällt in den meisten Gegenden selten Schnee und in Taupo wohl wenn überhaupt nur alle paar Jahre. In Auckland allerdings hatte es am Montag auch geschneit – zum ersten Mal seit fast 75 Jahren! Die meisten der Bewohner dort hatten es noch nie schneien sehen und es war wirklich faszinierend, derartige Nachrichten abends im Fernsehen mitzubekommen.
Aber zurück zum Tagesgeschehen: So sind wir beide also nach einem verschlafenen Vormittag noch Richtung Stadt aufgebrochen und haben uns in der Stadt zwei Fahrräder besorgt – er stilecht mit neonrotem BMX und ich daneben mit fast schneeweißem Mountainbike. Bei dieser Gelegenheit hatten wir erst mal eine ganze Reihe von Bezahlungsschwierigkeiten mit verschiedensten Kredit- und Bankkarten, schafften es jedoch letzten Endes (eine halbe Stunde nach Ladenschluss) mit unseren Fahrrädern das Geschäft zu verlassen. Wir werden uns beide noch die ein oder anderen Utensilien für die Stahlesel zulegen müssen, insbesondere sollten wir die Bremsen tauschen lassen. Denn wie der Verkehr, sind auch diese hier unten seitenverkehrt und ich möchte es ungern riskieren über den Lenker zu fliegen.
Von der Stadtmitte ging es zu mir, gefolgt von einem gemeinsamen Familienabend mit überfülltem Wohnzimmer dank summa summarum vier Gastschülern plus Gastfamilie. Darauf folgte ein Serienabend und ab in die Kiste.

Montagmorgen haben Felix und ich uns noch vor dem Matheexamen fertig gemacht und sind in den Spa Park gefahren, um uns dort in den heißen Quellen zu entspannen. Und ich kann euch sagen, es gibt wahrlich nichts Göttlicheres als seit drei Wochen Frieren, maximal fünfminütigen Duschen, Shorts in der Schule und leichter Erkältung in einem förmlich kochend heißen, natürlichen Wasserreservoir mit kleinen Wasserfällen zu sitzen. Dabei spürt man noch den Kies zwischen den Zehen und bekommt eine unglaubliche Landschaft zu Gesicht.
Sicherlich nur mit Worten schwer nachvollziehbar, aber es ist wirklich etwas, dass mir in Deutschland fehlen wird. Vollkommen in Ruhe in kochend heißem Wasser zu sitzen, absolut glasklar und in wirklicher Ruhe von allem um dich herum. Wieder fällt mir auf, dass mit Worten doch viele Dinge immer noch Einiges von ihrer Faszination und ihren damit einhergehenden Gefühlen verlieren, aber ich könnte jetzt wirklich noch eine ganze Weile von diesem Örtchen schwärmen!
Getrübt wurde das ganze Ereignis lediglich von ein paar Ratschern, die wir davon getragen haben. Felix hat sich das Knie gestoßen und ich habe mir den Rücken auf ein paar Felsen zerkratzt. Man sollte schon wirklich vorsichtig sein, wie man sich hier bewegt, denn die Steine werden vom Wasser komischerweise nur wenig abgerundet.

Ich würde gerne gedanklich weiter an diesem Ort bleiben, aber ich würde mich wohl in Wiederholungen verlieren. Wieder angekommen in der Wirklichkeit mache ich mal bei dem Tagesgeschehen weiter. Von diesem geruhsamen Platz mussten wir dann leider in Richtung Matheexamen aufbrechen, aber dazu habe ich ja weiter oben schon ein paar Sätze geschrieben.
Nach dem Examen ging es für Felix und mich dann wieder weiter zum Fahrradladen, um für Felix eine zweite Bremse anbringen zu lassen und bei der Gelegenheit in der Stadt etwas zu essen. Wir konnten es uns nicht nehmen lassen und sind nach einem kurzen Zwischenstopp bei mir Zuhause direkt wieder in den Park gegangen und blieben dort in den Quellen bis es dunkel wurde. Der aufsteigende Nebel überall um uns herum sah filmreif aus, denn nach einer Weile erinnerte die gesamte Umgebung schon wirklich an einen schlechten Horrorfilm.

Da unser heutiges Examen bereits um acht Uhr an der Schule beginnen sollte, hat Felix wieder bei mir übernachtet, um so dem äußerst unpassend abfahrenden Schulbus zu umgehen. Also quasi direkt vom Bett ab in die Kletterhalle, praktische Prüfungen absolviert und von dort aus wieder nach Hause. Felix hat seine Sachen gepackt und wir sind gemeinsam mit seinem Bus nach Hause gefahren. Da dort allerdings kein Platz mehr für sein BMX war, sah ich mich dazu gezwungen, dieses wieder mit zu mir nach Hause zu nehmen. Ich werde mal versuchen das in dieser Situation folgende Bild möglichst passend zu beschreiben.
Stellt euch einen Jugendlichen auf einem neuen weißen Fahrrad vor, der Hemd und Blaiser trägt und sich mit einem Fahrradschloss ein BMX quer auf den Rücken geschnallt hat und damit durch die Stadt saust. Um diesen Eindruck noch zu vollenden trägt er klassische, schwarze Lederschuhe und Jeans, die wohl in einem starken Kontrast zum „Besitzer“ eines BMX‘ stehen. Die Blicke der Anwohner waren teilweise doch etwas ulkig, aber ich wusste mir in dieser Situation nicht anders zu helfen.
Und damit wären wir dann eigentlich auch wieder bei der aktuellen Uhrzeit. Ich bin inzwischen wieder mit beiden Fahrrädern in meinem neuen Zuhause angekommen und habe sie in der Garage untergebracht. In meinem Zimmer sieht es nach mehreren Umbauaktionen für das temporär aufgestellte zweite Bett für Felix immer noch etwas wüst aus, aber ich denke ich werde mich nach ein paar entspannten Minuten ans Aufräumen begeben.

Um meinen heutigen Bericht rund abzuschließen möchte ich einfach noch ein mal auf meine momentane Position zurückkommen: in meinem Zimmer steht ein Schaukelstuhl in den ich mich nun mit warmer Kleidung und Pullover geflüchtet habe, den Kater des Hauses halb auf meinem Brustkorb und den Laptop auf den Beinen. Dazu noch eine schöne heiße Tasse Milch mit Honig und ich werde jetzt erst ein mal in Ruhe meine Erkältung auskurieren, da ich ja auch morgen frei habe.
Ich verabschiede mich dann mal und richte liebe Grüße an alle fleißigen Leser und wünsche allen noch eine schöne Restwoche! Ich werde wohl die Tage wieder von mir hören lassen.

P.S.:
Den Ring habe ich inzwischen abbekommen… und bei der Gelegenheit gelernt, dass man einen Ring für den Ringfinger niemals auf den Mittelfinger stecken sollte! Ganz böses Foul!

2 Gedanken zu „Examen im Gange

  1. Marco!! Ich bin sowas von neidisch! Ich will auch in den heißen Quellen sein!! :(
    Und ich liebe deinen Blog! :D Ich tue es wirklich ;DD Du schreibst echt genial :)
    Ich freue mich auf mehr tolle Geschichten :) Und Viel Glück bei den ganzen Examen! :)

    • Danke für die lieben Worte^^ Schön zu hören, dass meine Arbeit gut ankommt!
      Danke, die Examen waren im Nachhinein wirklich super, aber dazu gibt es ja im neuen Artikel mehr!
      Liebe Grüße vom Kiwi

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