Erste Schulwoche um, erstes „Englisches“ Denken

Zu Beginn des heutigen Eintrags erst mal ein großes Dankeschön an Philipp, der mir indirekt doch klar gemacht hat, dass ich genug für einen Eintrag zum Schreiben habe!

Vor einigen Tagen war ich auf dem Weg zur Schule und es war wirklich nur eine „dicke Suppe“ über dem ganzen Dorf. Bei der Gelegenheit habe ich mal wieder versucht einen Blick auf den Fluss zu werfen – was aufgrund der Nebelfront leider sogar schief ging. So sieht es morgens teilweise im ganzen Ort aus, das verwundert hier auch gar keinen.

Schulisch muss ich sagen geht es gerade so richtig rund! Der heutige Schultag war gelinde gesagt einfach nur genial und ich merke nur, wie mein Gehirn hier langsam wieder aufwacht. In Mathe bin inzwischen auf dem aktuellen Leistungsstand der Klasse, und ich kann euch gar nicht sagen, was es für ein wunderbares Gefühl ist, die Aufgaben für den Exzellenz-Notenbereich (entspricht im deutschen System also quasi dem 1er-Bereich, bis 2er) glatt im Kopf zu lösen und die Zwischenschritte mal links liegen zu lassen! In Deutschland habe ich schon ziemlich geschlafen, aber so langsam bin ich wieder geistig anwesend und das ist mal wirklich ein super Gefühl.
So, aber genug Geschwärme, ich gehe mal wieder etwas mehr zu den Fakten. In Mathe läuft es definitiv super. Pro Stunde werden quasi immer mehrere Aufgaben angegeben, aus denen man sich nur einige aussuchen soll, die den eigenen Schwachstellen entsprechen. Inzwischen bin ich auch soweit im Thema, dass ich sämtliche bewältigt kriege. Ansonsten ist es hier zum Erzählen eigentlich recht langweilig, da sich hier relativ typischer Unterricht abspielt. Voraussichtlich werde ich das Examen mitschreiben und meine bisherigen Übungsaufgaben aus den entsprechenden Aufgabenbereichen stimmen mich überraschend positiv in Bezug auf das Ergattern von möglichen Punkten.
Physik ist momentan auch nicht allzu schwierig, allerdings wird es definitiv fast unmachbar, das gesamte bisherige Jahr in einer Woche nachzuholen. Das aktuelle Thema – Licht- und Tonwellen – habe ich soweit drin, jedoch wird der Rest, der sich über mehrere Themenbereiche der Physik zieht, etwas schwierig. Aber auch hier einfach mal optimistisch bleiben – die aktuellen Prüfungen sind noch nicht ausschlaggebend.
In Englisch ereignislos – ich habe Freistunden bis zum Examen, die ich in der Bibliothek mit dem Lesen der aktuellen Lektüre verbringen darf. Da ich diese allerdings schon durch habe, heißt das freie Arbeitszeit.
In Geschichte geht es weiterhin um den Aufstieg der Nationalsozialisten in Deutschland. Mein Geschichtslehrer – spricht auch einige Worte deutsch, was zwischendurch doch ganz witzige Situationen im Unterricht zustande bringt. In diesem Zusammenhang möchte ich auch etwas näher auf das heutige Tagesgeschehen eingehen:
Der heutige Stundenplan wurde etwas umgestellt, sodass die Schüler die Möglichkeit hatten, das Rugby-Match unserer Schulmannschaft gegen die einer anderen Schule mit anzusehen. Letztlich nichts allzu großes, aber es war doch eine ganz angenehme Pause mit dem Spiel im Hintergrund. Unserer Schulmannschaft hat sogar den Sieg erringen können.
Der interessantere Part ereignete sich im Geschichtsunterricht, in dem unser Lehrer zum Umziehen eine Stillarbeitsphase angesetzt hatte, die von den Mädels zum Verzieren der Tafel genutzt wurde. Eines der Mädchen kam auf die Idee, dem Lehrer eine Wette zu stellen, bei der sie einen förmlich utopisch langen Term an die Tafel schrieb und bei seiner Rückkehr die Lösung des Terms nur im Kopf zu fordern. Sollte er sie lösen, so bekäme er 300$ von ihr. Während ich ihr zuflüsterte, dass das keinerlei Problem sei, drehte sich unser Lehrer bereits um und konnte der vollkommen verblüfften Mitschülerin die entsprechende Lösung sagen. Somit resultierte diese Stunde in eine einzige Diskussion über die Unmöglichkeit bestimmter menschlicher Leistungen und ein paar Erzählungen meinerseits über die Shaolin-Mönche – die sogar erstaunlich flüssig auf Englisch durchgingen. Die gesamte Stunde hätte man eigentlich filmen müssen, denn geschrieben verliert sie definitiv an Charme. Es war auf jeden Fall eine super Erfahrung über ein solches Thema flüssig diskutieren zu können!
Generell machen sich derartige Erfahrungen momentan immer weiter breit. Auch in meiner Freistunde in der Bibliothek wurde ich in einen Vortrag des Mädchens mit der Geschichtswette eingebunden. Sie hatte die freie Themenwahl und entschied sich für die Liebe und wie sie gesehen wird. An dieser Stelle entwickelte sich eine faszinierende Diskussion über Unterschiede im regionalen Rahm und in den geschichtlichen Epochen hin, die vielleicht ein Aufhänger für ein solches Portfolio wären. Daraus resultierte eine Stunde angeregter Diskussion über Mittelalter, Renaissance, Barock und die damit einhergehenden Vorstellungen von Liebe beim Volk, in der Literatur und im Theater. Hätte mir vor einigen Wochen noch jemand gesagt, dass ich einer solchen Diskussion auch nur in Englisch folgen könnte, hätte ich ihm das niemals abgenommen, geschweige denn, dass ich sogar rege mitmischen würde.

Ihr merkt wohl schon, dass die aktuellen Entwicklungen eher schwierig in einem Blog unterzubringen sind – oder zumindest nicht ohne einen Großteil ihrer Faszination einzubüßen. Meine aktuellen Erfahrungen sind zumeist eher zwischenmenschlicher oder geistiger Natur, da sich momentan die Momente mehren, in denen ich merke, wie weit mich meine Zeit hier schon gebracht hat. Ich musste mich doch tatsächlich gestern dazu bringen, wieder auf deutsch zu denken, da mir ein Wort im Englischen fehlte, um „flüssig“ weiterzudenken. Ich weiß nicht, wie utopisch die Hoffnung ist, dass sich diese Entwicklung hält, aber sollte sie das tun, bin ich gespannt darauf, wie es weitergeht!
Meine Sehnsucht nach Deutschland hält sich bisher noch im Rahmen und begrenzt sich letzten Endes auf Freunde, Familie und gutes deutsches Brot! Dieses Toast hier werde ich nicht anderthalb Jahre täglich aushalten, da werde ich mir noch etwas einfallen lassen müssen; und wenn ich Brot selbst backen muss! Zwischendurch habe ich hier schon einige Pfannkuchen gemacht, die auch durchaus gut bei meinen Gasteltern und meinen Mitbewohnern ankamen. Gleichzeitig stellten sie für mich in den letzten Tagen mein „Lunch“, also Mittagessen, dar. Und Tanzen, aber dieses wird beim Ball im aktuellen Term ja hoffentlich erst ein mal gestillt.
Viel bleibt mir nicht mehr zu sagen. Ich habe heute meine Zeit genutzt, um mich ein wenig in der Stadt umzusehen und kann nur bestätigen, was ich vorher schon im Internet gelesen habe. Die meisten Dinge sind hier definitiv ein gutes Stück günstiger! Bei der Gelegenheit habe ich mir doch einen Ring zugelegt – nur um jetzt zu merken, warum ich das bisher nicht getan habe. Trotz Butter, kalten Wassers und Blut aus der Hand laufen lassen werde ich das Ding jetzt nicht mehr los. Nun gut, so habe ich hier wohl doch einen treuen Begleiter für meine Anfangszeit gefunden!

Ich werde mich wohl wieder um etwas mehr Bilder und „interessantere“ oder besser schriftlich wiedergebbare Vorkommnisse kümmern müssen.
Liebe Grüße vom anderen Ende der Welt und an alle hessischen Schüler unter meinen Lesern eine schöne erste Schulwoche!

4 Gedanken zu „Erste Schulwoche um, erstes „Englisches“ Denken

  1. Das ist ja echt gut, dass du schon flüssig auf englisch DENKEN kannst!^^
    Und: Ich will Fotos von dem Ring! xD

  2. hey :)
    klingt super :D mal sehen ob du irgendwann auf englisch bloggst xD wäre auch sehr amüsant^^
    Ja Bilder von dem Ring wären super :P

  3. Danke :D sieht wirklich cool aus^^ will auch so einen xD viel spaß noch da unten :)

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