Über Weihnachten war ja ziemlich tote Hose, aber hier bin ich wieder. Jetzt wieder im hohen Norden Deutschlands, aber dafür finde ich wieder Zeit zum Schreiben. Und so kommt auch direkt der nächste Artikel und bis zum Wochenende hoffe ich, noch einen zu schaffen. Frohes Lesen des ersten Artikel des neuen Jahres!
Nachdem wir uns im Anschluss an den Milford Sound noch mit einer Pizza und kurzem Shopping-Trip in Te Anau die Zeit vertrieben hatten, ging es zurück zur Unterkunft und zu den Packvorbereitungen. Denn am nächsten Tag stand uns ein langer Trip bevor.
23. Dezember 2012 / Tag 15
Wie ja schon fast üblich, gab es zum Abschied bei der Unterkunft noch ein paar Fotos unserer Unterbringung; von da aus wollten wir es auch wieder nicht so gehetzt angehen lassen und haben uns noch zum Lake Te Anau begeben um den Kepler Track zumindest entlang der ersten paar Windungen zu folgen; weit kamen wir nicht, denn dieser Wanderweg konnte sich nicht wirklich mit unseren vorherigen Erlebnissen im Tutoko River (siehe den letzten Artikel) messen. So war es nur ein kleiner Spaziergang am Strand des Sees, nachdem es zurück zum Auto ging und wir Abschied von Te Anau nahmen.
Diesmal sollte uns die Reise direkt bis nach Queenstown führen. Diese Stadt gilt als die Geburtsstätte des Abenteuer-Tourismus in Neuseeland und ist einer der Haupt-Anlaufpunkte für die modernen Extremsportarten wie Bungee Jumping (sogar dort erstmals kommerziell angeboten), Speedflying oder Jetboat fahren.
Mit zu den normaleren Touristenattraktionen gehört die TSS Earnslaw, ein altes Dampfschiff, das fast täglich den Lake Wakatipu befährt. Wir sahen es am Folgetag, wie es in den Heimathafen zurückkehrte.
In der Stadt liegt das Durchschnittsalter der Einwohner bei 34,5 Jahren und damit leicht unter dem durchschnittlichen Alter Neuseelands von 35,9 Jahren. Als Besucher kommt einem der Unterschied aber noch größer vor, was wohl daran liegen mag, dass die Gruppe im Studentenalter hier besonders groß ist. Bei unserer Ankunft fiel uns das direkt ins Auge, verstärkt noch einmal durch Stadtmusikanten und die vollen Kneipen.
Vom normalen Kulturprogramm abweichend, gab es für meine Eltern einen Shopping-Rundgang in der Stadt und für mich eine Vorstellung des Hobbits im örtlichen Kino. Im Anschluss noch ein paar Läden, die wir uns gemeinsam ansahen und ein Stadtmusikant, der uns wirklich begeistert hat.
Dieser hatte sich ein handliches Aufnahmegerät geschnappt, das er mit seinen Füßen bedienen konnte, während er die Hänge für Instrumente frei hatte. So konnte er immer wieder unterschiedliche Segmente mit seiner Gitarre aufnehmen und sich so selbst mehrstimmig begleiten und die aufgenommenen Abschnitte beliebig zu- und abschalten. Dazu noch eigener Gesang und Improvisation mit Joghurtpackungen und Plastiktüten – die sich wohl ausgesprochen gut für musikalische Einlagen eignen – und obendrein noch Tanzeinlagen des motivierten Publikums. Eine tolle Vorstellung und sowas hatte ich wirklich noch nicht gesehen!
24. Dezember 2012 / Tag 16
Beim Packen entdeckte meine Mutter am Folgetag einen interessanten Vogel; dieser hatte eine Art angelförmigen „Auswuchs“ am Kopf, den ich eher an einem Tiefsee-Fisch vermuten würde. Über den Link kann man sich diesen gerne genauer ansehen. Nur der rechte Vogel hatte einen solchen, den wir mal als das Männchen der vielköpfigen Gruppe einzuordnen versuchten. Inzwischen stellte sich heraus, dass es sich hierbei um die kalifornische Wachtel handelt, die nach Neuseeland eingeschleppt wurde. Das Männchen hatten wir sogar richtig zugeordnet.
Nachdem wir es endlich geschafft hatten, ein einigermaßen akzeptables Foto des kuriosen Tieres zu erhaschen, ging es gen Norden.
Unser nächster Stopp sollte eigentlich der Franz Josef Glacier werden, aber diese Strecke am Stück zu bewältigen wäre doch etwas waghalsig gewesen; gerade auch, weil wir uns erst noch einmal auf den Weg nach Glenorchy machen wollten.
Am Lake Wakatipu entlang ging es also weiter. Natürlich nicht, ohne auf dem Weg noch Fotos mitzunehmen.
Wie es genau passierte, bin ich mir gar nicht mehr sicher, doch letztlich wurden wir sogar über Glenorchy hinausgetragen und auf den Weg zum Paradise; dem Paradies. Wir guckten nicht schlecht, als da plötzlich ein Schild „Willkommen im Paradies“ vor uns stand. Weit hergeholt ist diese Bezeichnung aber nicht. Aus den umliegenden Bergen sammeln sich dutzende kleiner Flüsse, die weiter von Norden in den Lake Wakatipu einfließen. Das Paradies liegt etwas nördlich dieses Deltas und wir schlugen uns bis zum Dart River durch.
Durchschlagen deswegen, weil die ganzen Zuflüsse zum Delta auch den Weg zum Paradies behindern. Zum Glück sind diese größtenteils recht flach, aber trotzdem ein Hindernis auf dem Weg. Unterwegs trafen wir einige andere Reisende, die es vorzogen umzukehren; ob es jetzt am Allradantrieb oder an Selbstüberschätzung lag, wir sind weiter und haben es glücklicherweise auch bis zum Ziel geschafft. Dort angekommen wurden wir mit einem weiteren schönen Wanderweg durch den an einem Berg gelegenen Waldrand, Wiesen und entlang von Felsklippen belohnt. Aber überzeugt euch selbst.
Nach unserer zweieinhalb Stunden langen Tour – wir mussten wieder einmal vor Ende des Weges umkehren, denn die gesamte Länge hätte mehrere Tage in Anspruch genommen – ging es zurück zu Glenorchy und einer angenehmen Pause im Café.
Nach einigen Minuten der Ruhe mussten wir aber auch wieder los, denn unser „kleiner“ Abstecher zum Paradies war etwas ausgeartet und wir hatten noch eine lange Strecke bis Makarora vor uns; unserer geplanten Unterkunft für die Nacht.
So ging es also wieder zurück quer durch Queenstown, gen Norden und durch die Seenlandschaft Otagos. Wir fuhren bis in die Nacht hinein und kamen erst gegen elf Uhr in unserer Unterkunft an, nachdem uns eine Passstraße entlang der neuseeländischen Alpen geführt hatte.
25. Dezember 2012 / Tag 17
Makarora besteht eigentlich aus nichts anderem als dem kleinen Touristenzentrum vor Ort, unserer Unterkunft und einer Landebahn für ein kleines Flugzeug.
Somit der perfekte Zwischenstopp, denn Ausnahmsweise wurden wir hier nicht zu lange aufgehalten und konnten so bereits morgens unsere Weiterreise antreten; natürlich nicht ohne einen kurzen Austausch unserer Geschenke, denn es war ja (hier) nun Weihnachten. Groß gefeiert haben wir nicht; wir hatten anderes mit unserer Zeit zu tun und wirklich „weihnachtlich“ fühlten sich die sommerlich warmen Tage nicht an.
Unser soweit zügiges Fortkommen sollte natürlich schnell unterbrochen werden; von einem Wasserfall, der mal so einfach am Straßenrand auftauchte. Also kurzentschlossen umgedreht und erstmal näher die Wasserkaskaden in Augenschein genommen und kurz darauf – wahrscheinlich etwas unüberlegt – ins Wasser gewatet. In Ermangelung einer Badehose zur Hand werde ich zumindest von der Badeaktion die Fotos unter Verschluss halten, aber für einen generellen Eindruck wirds reichen. Und, oh, hatte ich schon erwähnt, dass auf der anderen Straßenseite noch ein Wasserfall war? Also hier gleich in doppelter Ausführung:
Und wenn man dachte, man hat seinen Soll an schönen Zwischenstopps erfüllt; nein, natürlich nicht. Wir sind in Neuseeland. Da fährt es sich nicht einfach stur geradeaus. Das hat man sich dann so vorzustellen: wir fahren in aller Ruhe und plötzlich kommt aus einem der drei anwesenden Munde: „Hey, halt mal an!“ und man hat erstmal wieder 30 Minuten weg. Diesmal gingen diese für einen vom Torf schwarz gefärbten Waiti River drauf, der nur einige Meter von der Straße entfernt ins Meer mündete.
Einem kleinen Steg auf die andere Seite des Geländes folgend, ging es auch direkt in eine richtige kleine Sumpflandschaft. Der hölzerne Steg unter unseren Füßen war wirklich die einzige Möglichkeit, sich in diesem Gebiet fortzubewegen um nicht von knöcheltief bis zu hüfttief einzusinken.
Innerhalb des kleinen Feuchtgebietes erwarteten uns allerlei Vogelstimmen, die ich natürlich auch aufzunehmen versuchte. Die Diktier-Funktion eines Handys ist dafür leider nur mäßig geeignet und so sind die Aufnahmen ziemlich unspektakulär… Auf Vogelstimmen will ich aber definitiv noch einmal später eingehen; denn wie mir auffällt, habe ich immer noch nicht den berühmten Tui Neuseelands vorgestellt. So ging es aber vom Sumpf aus für uns erst einmal wieder auf den Rückweg und weiter gen Norden.
Gegen Mittag kamen wir so auch endlich am Franz Josef Gletscher an, nur um dort in der Stadt alles geschlossen vorzufinden. Stadt ist auch eine Übertreibung, es ist mehr eine Ansiedlung von Häusern, die den Gletscher-Tourismis erschließen wollen; so kommt natürlich auch keine große Betriebsamkeit ausgenommen von Unterkünften und Bergtouren auf. Es reicht für uns zumindest um eine Bleibe zu finden und nun zum ersten Mal seit einigen Tagen wieder einen Anschluss an die Zivilisation zu bekommen. Das letzte Mal Internet und Telefonempfang hatten wir nämlich einige hunderte Kilometer zuvor…
So folgte nun ein ruhiger Nachmittag mit Vorbereitungen für den kommenden Tag. Ein weiteres Highlight auf der Reise und davon erzähle ich noch später diese Woche.
Frohes Neues und einen guten Start ins Jahr wünsche ich euch allen!>